Bjarki Már Elísson:
Der singende Wikinger
Ein Gespräch mit Bjarki Elisson über die Natur Islands, über Spielplätze in Prenzlauer Berg und über überflüssigen Papierkram.
Island hat viele tolle Handballer, die auch gerne in der Bundesliga spielen. Bist du mit jemanden verwandt?
In die Bundesliga hat es von meinen Verwandten niemand geschafft, glaube ich.
Vielleicht können wir das über diese besondere Applikation herausfinden, die man Flirt-App nennt und die die Verwandtschaftsgrade anzeigt?
Diese Applikation kenne ich nicht. Die meisten, die mich darauf ansprechen, sind Ausländer, die das lustig finden. Es gibt aber eine Webseite, wo man seinen Stammbaum anschauen kann. Bei 350.000 Isländer ist es ein Klischee, dass jeder miteinander verwandt ist.
Was sagst du den Menschen, die Island für einen riesigen Eiswürfel mitten im Nichts halten?
Die haben keine Ahnung. Wenn ich an mein Land denke, dann fallen mir die unverwechselbare Natur und die tolle Stadt Reykjavik ein. In Island leben zudem unglaublich viele schöne Frauen. Ich liebe mein Land einfach.
Stimmt es, dass die Island die trinkfesteste Nation ist?
Das könnte sein. Meine Theorie dazu ist: Es wird im Winter so schnell dunkel und man muss sich irgendwie beschäftigen. Und im Sommer feiern wir dann, dass es endlich Sommer ist.
„Ich liebe mein Land einfach.“
Alfred Gislason soll in deiner Heimat bekannter als der Papst und Michael Jackson sein – wie bekannt bist du?
Irgendwo in der Mitte vielleicht. Wenn wir mit der Nationalmannschaft spielen, ist das Interesse groß. Doch die Spiele der Bundesliga schauen sich nicht so viele Leute an.
Du machst alles mit links, nur Handball spielst du mit rechts. Was ist da schiefgelaufen?
Das ist eine sehr gute Frage. Ich denke, dass meine Eltern mich gerne zu einem Linkshänder erzogen hätten, denn sie sind große Handballfans und als Linkshänder hat man in dem Sport bessere Möglichkeiten. Es hat leider nur zur Hälfte geklappt.
Ihr Isländer spielt oft parallel Handball und Fußball und entscheidet euch am Ende für den Hallensport. Hat das etwas mit dem Wetter zu tun?
In meinem Fall war das auf jeden Fall so. Bis zu meinem 16. Lebensjahr habe ich im Sommer Fußball und im Winter Handball gespielt. Aber selbst im Sommer war das Wetter oft so, dass man sich für das Fußballspiel regelrecht vermummen musste. Handball wurde somit meine erste Wahl. Inzwischen sind in Island mehrere Fußballhallen gebaut worden und das weckt ein noch größeres Interesse für diese Sportart. Unsere Fußballer sind in den letzten Jahren auch viel besser geworden.
„Rockstar zu sein, wäre cool.“
In welcher Handball-Halle können die Zuschauer am besten „HUH“?
Ich habe das noch nie richtig laut in Deutschland gehört.
Die Fans des Bergischen HC können das richtig gut!
Aber sie haben uns seit der Fußball-EM nicht geschlagen und kein Zuschauer ruft laut HUH, wenn sein Team verloren hat. Einmal haben das die Füchse-Fans versucht, doch um es richtig gut zu machen, muss die ganze Halle lautstark dabei sein.
Lass uns über Mallorca reden…
Ich war mit 13 Jahren mit meinem Vater da und das ganze Drumherum hat mich sehr beeindruckt.
Aber wieso kennst du alle Malle-Hits auswendig?
Die Lieder finde ich gut und als ich in Eisenach spielte, habe ich auch die Texte gelernt. Meine Teamkollegen finden es lustig, wenn ich Schlager singe und ich finde es gut, wenn wir alle Spaß haben.
Was bedeutet Musik für dich?
Musik ist ein wichtiger Begleiter für mich. Meine Frau ärgert sich manchmal, wenn ich im Auto die Lautstärke richtig aufdrehe.
Wärst du lieber Rockstar geworden?
Ja. Rockstar zu sein, wäre cool.
Du sollst der beste Karaoke-Sänger der Füchse aller Zeiten sein…
Im Team gibt es wirklich keinen Besseren. Wenn ich auf der Bühne stehe, lasse ich alles raus. Ich denke, wenn man aus dem Herzen singt, gibt es keine falschen Töne. Ein bisschen Show gehört zu jedem Auftritt natürlich auch dazu.
„Mich reizen Clubs, die eine längere Sommerpause haben.“
Gehst du auch gerne in Karaoke-Läden und singst die chinesischen Stammgäste unter den Tisch?
Ich habe noch nie gegen einen Chinesen gesungen. Aber ich stelle mir so ein Wettsingen ganz lustig vor.
Ist dir je etwas peinlich?
Bestimmt. Aber mir fällt gerade kein Beispiel dafür ein.
Was ist das Beste in Berlin?
Prenzlauer Berg ist die beste Ecke für mich. Es ist ein schönes Stadtviertel mit vielen Parks, wo ich mit meiner dreijährigen Tochter spielen kann.
Was war in der Hauptstadt die größte Herausforderung für dich?
Die vorherrschende Liebe zum Papierkram. Alles muss ausgedruckt und unterschrieben sein. Das verstehe ich nicht. Es ist auch für die Umwelt schlecht, dass man Papierberge produziert. Beim Online-Banking ist Deutschland meinem Heimatland gefühlt Jahre hinterher.
Und wie ist es mit der Größe der Stadt?
Die Größe finde ich gar nicht schlimm. Als ich gerade in Eisenach unter Vertrag war, bin ich für ein Wochenende nach Berlin gefahren. Ich schaute mich um und wusste: hier will ich leben. Nie zuvor habe ich in so einer großen Stadt gewohnt und das wollte ich unbedingt ausprobieren. Berlin hatte eine besondere Anziehung auf mich. Ich wollte hierhin und das habe ich auch geschafft.
Reizt dich noch ein anderer Club?
Ja, mich reizen Clubs, die eine längere Sommerpause haben (lacht).
– Ani Bonamie
Mehr zu Bjarki gibt es auf seinem #Faces-Profil.
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