TVB 1898 Stuttgart
Wo aus großen Träumen gesteckte Ziele werden
Dank dem TVB ist Spitzenhandball auch in Stuttgart zuhause. Es war ein langer Weg, gepflastert mit viel Fleiß, Herzblut und Glück. In den 90er Jahren war Bittenfeld noch ein Dorfverein.
Die TVB-Trikots 2020/21
Man traf sich, warf ein paar Bälle, trank sein Kabinen-Bier und ging anschließend nach Hause. Typisch für die 5. Liga. Es ging hauptsächlich um Bewegung, Spaß, etwas Wettkampf und die Wiedersehensfreude unter Sportsfreunden. Doch irgendwann war das den Schwaben nicht genug. Das Ziel lautete: Aufstieg in die dritte Liga. Alsbald sollten die hier für sowohl sportlich, als auch finanziell gestellten Weichen funktionieren – 2004 war der Aufstieg in die 3. Liga perfekt. Die erste Saison beendete der Newcomer auf Platz 4, gleich ein Jahr später, als die 3. Liga zusammengelegt wurde, durften die Bittenfelder die sogenannte „Aufstiegsrunde“ spielen.
Das Team kam in einen „Super Flow“ und stand zur Überraschung aller Beteiligten plötzlich in der 2. Liga. Auf die anschließend mehrtägige Party folgte der endgültige Abschied vom Ehrenamt. Der Verein, der bis dato hauptsächlich von der Begeisterung der Region getragen worden war, musste langsam aber sicher in ein Wirtschaftsunternehmen mit eigener Geschäftsstelle, mit Presse- und Marketingarbeit und mit Ticketing-System verwandelt werden. Eine große Aufgabe – doch die Schwaben blieben dran.
„Eine bessere Stimmung als bei der WM“
TVB- Trainer Jürgen Schweikardt, ein Teammitglied und BWL-Absolvent begann seine „Duale-Karriere“ als Spieler-Manager. Mit dem damaligen Saison-Etat: von 150.000 Euro war Bittenfeld allerdings nicht nur sportlich der Underdog in der 2. Liga.
Für große Aufmerksamkeit sorgte das Schweikardt-Team im Frühjahr 2007, als der Zweitligist für ein Spiel gegen den Vorzeigeclub TUSEM Essen als Austragungsort die Stuttgarter Porsche Arena wählte – und die 6.200 Tickets für die Begegnung auch restlos verkaufte. Es war ein riesiger Erfolg, zumal ganz Bittenfeld nur 4.300 Einwohner zählt. Der große Kampf und der knappe Sieg trugen dazu bei, dass scheinbar der Handballhunger einer ganzen Region geweckt wurde. Zeitungen attestierten nach dem Spiel dem kleinen Club mit den großen Ambitionen: „Eine bessere Atmosphäre, als bei der Handball WM.“
Auf ins Oberhaus
Eine glückliche Fügung bot den Handballern die Möglichkeit einer hochmodernen Kulisse – und zwar dauerhaft. Die Fußballer bauten großflächig und auf dem Gelände des Stadions vom VfB Stuttgart, in unmittelbarer Nähe zur Porsche-Arena, entstand im Frühjahr 2011 mit 2.251 Plätzen die SCHARRena. „Wenn neue Halle, dann bitte auch das Oberhaus“, lautete plötzlich das ehrgeizige Ziel. Für Stuttgarts Handballer schien nach sechs Spielzeiten in der 2. Liga nichts mehr unmöglich.
Seit der Saison 2015/16 mischt das Team unter den Namen TVB 1898 Stuttgart die erste Liga auf. Den Klassenerhalt konnten die Schwaben zweimal mit dem 14. Platz und zweimal auf Rang 15 bestätigen. Zu den bisher größten sportlichen Erfolgen der Vereinsgeschichte zählt der Einzug in das DHB-Pokal Viertelfinale. Für die Teilnahme am REWE Final Four 2016 hat es zwar nicht gereicht, doch schon der Weg Richtung Hamburg ließ die Schwaben wieder träumen – und beim TVB Stuttgart fängt alles mit einem Traum an.
– Ani Bonamie