Björgvin Gústavsson
Bjöggis Pläne
Aus der Handball Inside Sonderausgabe EHF EURO 2024
08. Januar 2024
Kultkeeper Björgvin „Bjöggi“ Gústavsson will mit Island nach Köln.
Die EURO 2024 findet in Deutschland statt. Freuen Sie sich auf Ihre alte Wirkungsstätte?
Bjöggi: Absolut! Hauptsächlich kenne mich natürlich im Umland von Köln aus, also müssen wir mit Island mindestens in die Hauptrunde kommen. Aber auch an die Olympiahalle München und die WM 2019 habe ich noch lebhafte Erinnerungen. Ein großes Turnier in Deutschland zu erleben, ist immer fantastisch.
Damals reichte es nur für eine zweistellige Platzierung.
Bjöggi: Wir sind in der Hauptrunde als erstes auf Deutschland getroffen und das lief nicht so gut. Die Platzierung am Ende weiß ich gar nicht mehr – wenn es keine Medaille geworden ist, dann kann man sich nicht mehr so genau an die Platzierung erinnern.
Sie sind derzeit gut in Form?
Bjöggi: Ich fühle mich immer noch, wie mit 20. Das Komische dabei ist, dass mein erstes Länderspiel mit Island schon über 20 Jahre zurückliegt. Aber ich bin auch mental frisch und mit meinem Club Valur Reykjavik läuft es derzeit sehr gut. Aktuell bin ich
erster Torhüter und gleichzeitig Co-Trainer im Team.
Ist das eigene Spiel in der Nationalmannschaft abhängig vom Leistungsniveau der Liga?
Bjöggi: Als ich mit 23 Jahren olympisches Silber mit der Nationalmannschaft geholt habe, spielte ich noch in Island. Ich war damals nicht einmal der beste Keeper in der Liga, das Torwartspiel hat in Peking dennoch gut geklappt (lacht). Die Qualität der hiesigen Handballvereine steigert sich Jahr für Jahr. Vor allemdie Rückkehr von Aron Pálmarsson gab dem isländischen Handball den richtigen Schub.
Mit ihrer Nationalmannschaft ist also auch bei der EURO 2024 fest zu rechnen?
Bjöggi: Das hoffe ich doch! Wir sind auf jeden Fall ambitioniert.
„DER ERSTE GRATULANT NACH MEINEM ERSTEN BUNDESLIGATOR WAR BENNET WIEGERT“
Auf der Trainerbank sitzt jetzt ihr alter Bekannter Snorri Gudjónsson. Er war auch Ihr Coach bei Valur.
Bjöggi: Letztes Jahr habe ich ihn 300 Tage gesehen, jetzt sehe ich ihn nur noch 13 Tage im Jahr. Wir haben über 200 Länderspiele gemeinsam bestritten, also kenne ich Snorri sehr gut und weiß, dass er der perfekte Mann für diesen Job ist.
Was macht ihn perfekt?
Bjöggi: Mit Anfang 40 ist er noch ganz nah dran an den Spielern. Er hat zudem ein gutes Händchen für unser Team und nebenbei ist er auch noch ein cooler Typ. Er wird der Mannschaft helfen.
Was kann ein neuer Trainer bei einer eingespielten Nationalmannschaft bewirken?
Bjöggi: Unser Team hat in der Vergangenheit bereits mit großen Trainerpersönlichkeiten arbeiten können. Alles, was wir da lernen konnten, haben wir immer noch in unserem Rucksack. Ein neuer, junger Trainer, der seine frischen Ideen einbringt, kann sehr viel bewegen.
Haben Sie das mit Gudjónsson auch im Club erlebt?
Bjöggi: Wir haben mit ihm acht Titel, von Super Cup bis Meisterschaft, in Folge gewonnen. Da hat er auch schon seinen Stil erfolgreich durchgesetzt. Er mag das ganz schnelle Spiel, die Spieler müssen mit sehr viel Tempo laufen.
Geht es wirklich noch schneller?
Bjöggi: Also für mich persönlich nicht (lacht). Aber ich mag sehr, was ich bei unserem Angriff sehe und es passt sehr gut zu meiner Spielweise, denn ich lebe auch von meinen präzisen Pässen. Der Trainer hat mich zu Valur geholt, weil ich damit gut in dieses System passe. Ich denke auch, dass diese Dynamik für die Zuschauer besser anzusehen ist, als der Handball, bei dem die Zwei-Meter-Riesen von zwölf Metern werfen.
Wollen Sie später auch Trainer werden?
Bjöggi: Ich denke nicht. Als Co-Trainer arbeite ich gerne, habe aber für einen Cheftrainer einfach zu viele andere Sachen im Kopf. Mal schauen, wie ich darüber denke, wenn ich in zehn Jahren aufhöre.