Gemeinsam auf Pause drücken
Die Kolumne von Uwe Gensheimer
aus der Handball Inside #32
2. April 2020
Wenn Profisportler nach ihrem größten Wunsch gefragt werden, sagen sie alle ausnahmslos: Gesundheit.
Dieser Wunsch ist gerade aktueller denn je, die Pandemie, die in der breiten Öffentlichkeit als Coronavirus bekannt ist, lässt sich nicht aufhalten. Die Meldungen diesbezüglich sind besorgniserregend, die Zahl der Infizierten steigt stündlich. Auch an unserer Mannschaft ist diese neuartige Massenerkrankung nicht spurlos vorbeigegangen. Die Rhein-Neckar Löwen mussten sogar die ersten bestätigten Fälle der Handball-Bundesliga melden. Unserem Teamkollegen Mads Mensah geht es inzwischen wieder gut, und auch Jannik Kohlbacher ist inzwischen auf dem Wege der Besserung. Dennoch ist unserem kompletten Team eine häusliche Quarantäne für zwei Wochen verordnet worden.
Es ist nicht einfach zu sagen, was den meisten Handballern bei dieser Zwangspause am schwersten fällt. Wir vermissen die Spiele, die Trainingseinheiten, die Fans, die Atmosphäre in den Hallen und vor allem vermissen wir das Leben in der Mannschaft. Ein Team, das bedeutet eine Erlebnisgemeinschaft von Gleichgesinnten. Teamsportler sind bekanntermaßen gerne in Gesellschaft von Menschen, mit denen man Bus, Zimmer und Trainingshalle und 365 Tage im Jahr die gleiche Wellenlänge teilt.
Die jetzt verordnete soziale Distanz ist für uns alle sehr ungewohnt, dennoch verstehen wir natürlich die Notwendigkeit dieser Einschränkung. Handballprofis sind jung und stark, wir stehen alle voll im Saft des Lebens. Doch wir sind, was auch generell eine Mannschaft auszeichnet, solidarisch und stellen uns der gesellschaftlichen Verantwortung.
Die treffendsten Worte für die aktuelle Situation hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gefunden:
Wir halten heute voneinander Abstand – damit wir uns morgen wieder umarmen können.
Derzeit beschränkt sich deshalb die mannschaftsinterne Kommunikation auf verschiedene Chatgruppen und Videokonferenzen. Jeder trainiert zu Hause und versucht, sich in Form zu halten. Auch für mich ist das eine ungewohnte Situation. Aber ich denke, diese Erfahrung hat auch etwas Positives. Unsere Gesellschaft wird durch COVID-19 gezwungen, innezuhalten. Wir entschleunigen unser Leben und denken mehr nach. Wichtige Dinge kristallisieren sich immer mehr heraus und der Fokus liegt voll und ganz auf der Familie.
Wir haben im Moment einfach mal Zeit – das höchste Gut, neben der Gesundheit.
Glücklicherweise ist die Quarantäne im Falle meiner Familie nur eine Vorsichtsmaßnahme. Meine Frau, unser Sohn und ich fühlen uns gut. Wir genießen die viele gemeinsame Zeit, wir spielen, malen, lachen und verbringen etliche Stunden bei dem schönen Wetter auch im Garten, den ich in den ersten Tagen der verordneten Quarantäne endlich auf Vordermann bringen konnte.
Wann wieder die gewohnte Normalität im Alltag eintritt und in welcher Form die Liga weitergeht, lässt sich im Moment nicht genau sagen. Bis dahin müssen wir zusammenhalten, die nötige Ruhe bewahren und uns an die klar kommunizierten Vorgaben der Behörden halten. Am Ende wird alles wieder gut.
Bleibt gesund,