Max Darj
Der Fels am Kreis
14. Januar 2021
Als bester Defensivspieler Schwedens kam Max Darj 2017 in die Bundesliga. Er unterschrieb für die erste Liga – musste aber, durch den unglücklichen Abstieg des BHC, eine Saison auf seinen Einsatz im Oberhaus warten. Eine Erfahrung, die der Kreisläufer im Nachhinein nicht bereut. Der gemeinsame Aufstieg soll das Mannschaftsgefühl der Bergischen Löwen sogar noch gestärkt haben. In seinem Land gehört Max seit Jahren zu den „Besten der Besten“, so ist es keine Frage, dass er auch bei der WM in Ägypten die Nationalmannschaft verstärkt. Wir haben mit ihm kurz vor dem Turnier gesprochen.
Auch Schweden ist bei der WM 2021 in Ägypten dabei. Worauf freust du dich am meisten?
Auf das Wetter freue ich mich sehr! Es sollen in Ägypten milde Temperaturen im Januar herrschen (lacht.) Aber Spaß beiseite. Für eine Nationalmannschaft zu spielen, bedeutet auch zu den Besten seines Landes zu gehören. Für Schweden aufzulaufen, macht mich immer wieder stolz und deswegen freue ich mich auf jede Weltmeisterschaft.
Hast du dennoch schon nach dem Wetter in Kairo geschaut?
Das habe ich noch nicht, doch sicherlich wird es wärmer als in Deutschland oder in Schweden und ein bisschen Sonne können wir alle gut vertragen. Wenn dir die Sonne in dein Gesicht scheint, hast du automatisch gute Laune. Allerdings werden wir wahrscheinlich nicht allzuviel Zeit draußen verbringen können.
Innerhalb der Hotelanlagen soll man sich trotz Corona recht frei bewegen können.
Das wäre schön, doch entscheidend ist das nicht. Wir werden uns mehr auf die Spiele und weniger auf die Freizeitaktivitäten konzentrieren.
Schweden ist in einer Gruppe mit Gastgeber Ägypten. Wie findest du das?
Normalerweise ist es ziemlich cool, denn in der Gruppe des Gastgebers ist immer ein volles Haus garantiert. Das ist diesmal anders. Als Team haben wir natürlich immer hohe Erwartungen an uns selbst. Wenn du jedes Spiel gewinnen willst, ist es egal, wer der Gegner ist und wie voll oder leer eine Halle ist.
„Wir wollen dieses Mal nicht nur erfolgreich sein, wir hoffen auch, dass wir am Ende alle gesund sind.“
Was ist euer Ziel für die Vorrunde?
Wir wollen natürlich ungeschlagen in die Hauptrunde einziehen. Doch unsere Gruppe ist nicht zu unterschätzen. Ägypten hat – wie wir – große Ambitionen, Mazedonien verfügt über eine gute Mannschaft und auch das Team aus Chile kann Handball spielen! Ich habe bereits gegen sie gespielt, genauso wie gegen den Gastgeber. Auch wenn unser Team zunächst favorisiert wird, soll und darf man keinen Gegner unterschätzen.
Magst du diese Favoritenrolle?
Das ist eigentlich egal. Wenn du selbst den Anspruch hast, alle Spiele gewinnen zu wollen, machst du dir den Druck selbst. Welches Prädikat dir von außen verpasst wird, spielt keine große Rolle. Und noch ein Aspekt kommt 2021 dazu: Sicherlich wollen wir dieses Mal nicht nur erfolgreich sein, wir hoffen auch, dass niemand aus unserem Team in Quarantäne muss und dass wir am Ende alle gesund sind.
Schweden ist bei der Corona-Pandemie einen Sonderweg gegangen. Geht die Handball Nationalmannschaft mit der Situation auch anders als der Rest der Welt um?
Das ist nicht möglich. Alle Nationalmannschaften, die bei der WM teilnehmen, haben eine Linie. Wenn man sich nicht an die Vorgaben der IHF hält, kann man logischerweise auch keine Weltmeisterschaft spielen.
„Einen regelmäßigen Austausch innerhalb der ’schwedischen Mafia‘ haben wir nicht.“
Du wirst immer wieder als Kapitän in der Nationalmannschaft bestimmt und auch beim BHC trägst du als Vize-Spielführer viel Verantwortung. Magst du diese Rolle?
In meinem Heimatverein war ich für mehrere Jahre Kapitän, die Rolle ist für mich also nicht neu. Unabhängig davon, wer gerade der Kapitänsbinde in der Mannschaft trägt, unterstütze ich immer jeden im Team, der Hilfe benötigt und versuche für die Jüngeren auch einwenig wie ein Vorbild zu sein. So könnte man sagen, dass die Rolle meinem Charakter entspricht.
In Schweden weht mit Cheftrainer Glenn Solberg und Teammanager Tobias Karlsson ein frischer Wind. Was bedeutet ein Trainerwechsel für ein Team?
Es ist sicherlich eine Herausforderung. Wir haben noch nicht viel Zeit miteinander verbringen können und wussten zwei Wochen vor der Abreise nach Ägypten nicht genau, wo wir als Mannschaft stehen. Es wird eine Turbo-Akklimatisierung notwendig sein. Allerdings sind wir alle Profis und deswegen denke ich, dass wir jede Umstellung gut und erfolgreich hinbekommen.
Hat die schwedische Nationalmannschaft sogar Ambitionen auf das Siegertreppchen?
Über Platzierungen haben wir im Vorfeld nicht gesprochen. Wir möchten allerdings alle Spiele gewinnen und wenn das klappt, stünden wir oben.
„Diese Position entspricht am besten meinem Charakter. Es ist einfach mein Platz.“
Es gibt eine sehr große Zahl schwedischer Handballspieler, die in der Bundesliga unter Vertrag stehen. Wie viele seid ihr?
Keine Ahnung! Ich tippe auf 25? Wir freuen uns immer, wenn wir uns sehen, doch einen regelmäßigen Austausch innerhalb der „schwedischen Mafia“ haben wir nicht (lacht).
Lass uns noch einwenig über die Bundesliga sprechen. Als du 2017 aus Schweden nach Deutschland zum BHC kamst, hast du Champions League gegen die 2. Liga getauscht. Wieso?
Ich habe mir sicherlich viele Gedanken über meine Handballkarriere gemacht. Bei der Entscheidung für einen neuen Verein spielen immer mehrere Aspekte eine Rolle. Neben der sportlichen Alternative ist es immer wichtig, welches Gefühl du bei den Gesprächen hast. Ich muss sagen, dass mir die Clubvertreter vom BHC durchweg ein sehr gutes Gefühl vom Verein vermittelt haben. Ursprünglich habe ich zwar für die erste Liga unterschrieben, doch den Ausflug in die 2. Liga habe ich auch nicht bereut, denn ein gemeinsamer Aufstieg kann das Mannschaftsgefühl extrem stärken.
Viele Spieler würden sich nie an den Kreis stellen – wieso ist es für dich der beste Platz auf dem Feld?
Ich denke, dass diese Position am besten meinem Charakter entspricht. Kontaktspiel mochte ich schon als Kind sehr und wenn ich ehrlich bin, kann ich mich gar nicht genau erinnern, wann ich zuerst an den Kreis gestellt worden bin. Es ist einfach mein Platz.
Wer ist der beste Kreisläufer aller Zeiten?
Da muss ich Magnus Wislander sagen.
Vor 20 Jahren haben Wislander & Co. die Weltmeisterschaft in Ägypten gewonnen. Ein gutes Omen für die WM 2021?
Auf jeden Fall!
– Ani Bonamie