Samuel Zehnder
„Der Weg ist das Ziel“
26. Juni 2023
Samuel Zehnder hat einen fulminanten Start in der Bundesliga hingelegt. Bis zur Winterpause traf der junge Schweizer insgesamt gleich 107 Mal – dann stoppte ihn eine Fußverletzung. Am Ende der Saison wurde „Sämi“ mit 155 Treffer ins All-Star-Team der Bundesliga gewählt und sogar als MVP der Saison 2022/23 nominiert.
Was war das denn für ein Wahnsinns-Saison-Finale gegen die Füchse! Im letzten Spiel habt ihr mit Lemgo gegen den European League-Sieger mit 35 zu 32 Toren gewonnen.
Samuel: Es war wirklich unglaublich. Zumal wir in der Halbzeitpause noch mit sechs Toren zurücklagen. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft, wie wir uns zurückgekämpft haben und auch darauf, wie wir uns letztendlich den achten Platz in der Bundesligatabelle erarbeitet haben.
Scheint damit die Sonne in der Sommerpause ein bisschen heller, wenn man die Saison mit einem Sieg im letzten Spiel abschließen konnte?
Samuel: Ein paar Tage fühlt sich das zumindest so an.
Wie lautet dein Fazit nach der ersten Saison in der stärksten Liga der Welt?
Samuel: Ich hatte eine unglückliche Fußverletzung, wegen der ich über acht Wochen pausieren musste. Doch abgesehen davon, bin ich mit meinem ersten Jahr in der Bundesliga sehr zufrieden. Im Verein fühle ich mich sehr wohl, ich bekomme viel Spielzeit und konnte mich weiterentwickeln.
Deine drei Highlights der Saison?
Samuel: Da muss ich als erstes das REWE Final4 in Köln nennen. Meinen ersten Sieg im Lemgo-Trikot gegen Flensburg werde ich genauso wenig vergessen, wie den ersten Auswärtssieg in der Wunderino Arena gegen den THW Kiel. Das war sehr speziell und ein fantastisches Gefühl. Ich glaube nicht, dass der amtierende Meister in eigener Halle so oft einen auf den Deckel bekommt.
„Ich habe aber immer versucht mir von den Besten etwas abzuschauen und da gehört Uwe definitiv dazu.“
Du hast die Aufzählung mit Köln begonnen. Hast du schon mal vor so einer beeindruckenden Kulisse gespielt?
Samuel: Nein, das war schon einzigartig. Die Atmosphäre in der LANXESS arena ist inzwischen in ganz Europa berühmt. Das Größte was ich bis dahin erlebt habe, waren die drei Länderspiele mit der Schweiz gegen Deutschland.
Apropos Köln: Du hast dort deine Kempa Schuhe an Uwe Gensheimer ausgeliehen – die Geschichte ging sogar Viral.
Samuel: Das war eine lustige Story, zumal ich Uwe bis Dato nicht persönlich kannte. Und auch jetzt kenne ich ihn eigentlich noch nicht, die Übergabe der Schuhe hat Vorort ja Tim von Kempa organisiert. Aber ich freue mich schon darauf ihn in der nächsten Saison zu treffen, er hat den DHB-Pokal zwar am Ende nicht in meinen Kempa Schuhen gewonnen, aber beinahe. (Lacht) Ein richtiges Handball-Idol hatte ich zwar nie, ich habe aber immer versucht mir von den Besten etwas abzuschauen und da gehört Uwe definitiv dazu.
Wer gehört noch zu deinen Vorbildern?
Samuel: Nikola Karabatic ist der beste Handballspieler für mich, auf Außen habe ich Victor Tomas sehr gerne zugeschaut und aktuell finde ich Aleix Gomez hervorragend.
Du sagst, dass du schon immer in der Bundesliga spielen wolltest. Aber hast du auch gedacht, dass du so einen Start hinlegst und Teil des All-Star-Teams wirst?
Samuel: Nein, und so schon gar nicht. Wie sich die Dinge entwickelt haben, war sehr glücklich für mich. Trotz meiner mehrwöchigen Pause konnte ich 155 Treffer erzielen und auch wenn Tore nicht das Maß aller Dinge sind, macht mich die Tatsache doch sehr stolz, dass ich in meinem ersten Jahr so gut starten konnte.
„Ich möchte einfach sehr lange mit großer Freude Handball spielen und das Bestmöglichste aus mir herausholen.“
Wie lautet dein persönliches Ziel für die kommende Saison?
Samuel: Ich sage nicht, dass ich soundso viele Tore machen möchte. Ich will einfach vieles besser machen, meine Fehler ausmerzen und den Drive insbesondere aus dem letzten Bundesligaspiel in die kommende Saison mitnehmen.
Das hört sich so an, als ob du dich schon auf die Vorbereitung freust.
Samuel: Das täuscht. Wir müssen alle erstmal runterschalten, entspannen, etwas Abstand gewinnen und den Akku wieder aufladen.
Wie weit ist Lemgo von deinem Zuhause in der Schweiz entfernt?
Samuel: Das müssten so 600 Kilometer sein.
Du kommst aus einer Handballer-Familie. Sind deine Eltern oft bei den Spielen dabei?
Samuel: Wenn sie können, kommen sie. Hauptsächlich, wenn wir im Süden der Republik spielen. Deswegen habe ich mich ganz besonders über den Aufstieg von Balingen gefreut. (Lacht)
Bist du der erfolgreichste Handballer in der Familie?
Samuel: Na ja, es gibt die eine oder andere Statistik, die mein Bruder anführt. Zum Beispiel hat er mit Schaffhausen schon in der Champions League gespielt. Das war ein Jahr bevor ich in die Mannschaft gekommen bin.
Hast du einen großen Traum als Handballer?
Samuel: Ich möchte mich nicht auf Medaillen, Auszeichnungen oder Platzierungen festlegen. Ich möchte einfach sehr lange mit großer Freude Handball spielen und das Bestmöglichste aus mir herausholen, um das Bestmögliche zu erreichen. Daran arbeite ich immer. Was am Ende als Titel dabei rauskommt, ist weniger wichtig. Der Weg ist das Ziel für mich!
Ani Bonamie