Evgeni Pevnov:
Der Unkaputtbare
Ein Gespräch mit Evgeni Pevnov über König Fußball, über seine Handballer-Familie und über Wodkaflaschen.
Ist „Effe“ nicht ein komischer Name für jemanden, der keine Affinität zum Fußball hat?
Mich interessiert Fußball einfach nicht. Im Training ist es okay, da stelle ich mich zur Freude der anderen sogar freiwillig ins Tor, aber mehr Fußball findet in meinem Leben nicht statt.
Beim Handball am Kreis, beim Fußball im Tor. Du gehst scheinbar gerne dahin, wo es wehtut.
Ich gehe gerne bis an die Grenze und auch mal ein Stückchen weiter. Das ist aber die Devise eines jeden Handballers. Die Position am Kreis ist natürlich deswegen besonders, weil wir auch dann Körperkontakt haben, wenn der Ball nicht bei uns ist. Das ist auf den Außenpositionen natürlich etwas anders. Wenn man am Kreis eine gewisse Zeit verbracht hat, dann spürt man die Kratzer und die Schläge gar nicht mehr. Du kommst in die Halle, wärmst dich auf, das Spiel geht los – und dann bekommt man mit großer Wahrscheinlichkeit den ersten Schlag, bevor die erste Minute um ist.
„Wenn ich ihn besuche, erwartet mich mein Vater bereits in der Tür mit einer Taktiktafel in der Hand.“
Gibt es den besten Kreisläufer aller Zeiten?
Nein. Es gibt zu viele sehr gute Kreisläufer, die absolut unterschiedliche Vorteile für die Position mitbringen. Mal ist es einfach die Masse, oft ist es die Technik.
Bei sechs Vereinen in zehn Jahren lernt man bestimmt eine Menge. Was fällt dir zu deinen bisherigen Stationen ein, wenn du nur eine Sache nennen darfst?
In Friesenheim konnte ich als junger Spieler Bundesligaluft schnuppert. Bei den Füchsen bin ich zum Nationalspieler gereift. In Göppingen habe ich meinen Trauzeugen kennengelernt. Zurück in Berlin durfte ich meinen ersten Titel feiern. In Gummersbach habe ich ein bisher unbekanntes Teamgefühl erlebt, bis heute stehe ich mit vielen Kollegen im engen Kontakt. In Hannover habe ich meine eigene Familie gegründet.
Welche Rolle hat dein Vater, der damalige Generalmanager der russischen Handball Federation, bei deiner Berufswahl gespielt?
Meine Familie kam 1990 nach Deutschland, weil mein Vater in Berlin Handball gespielt hat. Für die damalige Zeit auf einem sehr guten Niveau. Mit dem Handball bin ich somit in seine Fußstapfen getreten. Mich macht es glücklich, dass mein Vater heute stolz auf mich ist.
Redet ihr auch zu Hause viel über Handball?
Wenn ich ihn besuche, erwartet mich mein Vater bereits in der Tür mit einer Taktiktafel in der Hand. Nach einem Spiel erklärt er mir auch gerne, was ich falsch oder richtig mache. Ich kenne das gar nicht anders, und ist es absolut in Ordnung.
Auf welcher Sprache träumst du?
Ich träume auf Deutsch.
Deine Frau ist aus Polen – auf welcher Sprache findet euer Alltag statt?
Meine Frau kann kein Russisch und ich spreche kein Polnisch. Wir müssen uns auf der Sprache verständigen, die wir am besten beherrschen, und das ist Deutsch. Das Lustige ist, dass wir im Russischen auch einige deutsche Wörter haben. Schlagbaum zum Beispiel heißt auf Russisch genauso.
„Er soll das machen, was ihm Spaß macht.“
Dein Sohn hat einen ziemlich ausgefallenen Namen.
Er heißt Taro Alexander Otto Pevnov. Taro bedeutet der Erstgeborene auf Japanisch. Meine Frau und ich haben eine kleine Auswahl mit drei seltenen Namen für Jungs getroffen – unabhängig voneinander. Der Name Taro stand sowohl auf meiner als auch auf ihrer Liste. Alexander ist der Name meines Großvaters und Otto heißt der Papa meiner Frau.
Soll Taro auch Handball spielen?
Er soll das machen, was ihm Spaß macht. Ich würde mich freuen, wenn ihm Handball gefällt.
Du sollst sehr gastfreundlich sein. Stimmt es?
Ich finde es schön, wenn Menschen mich so erleben. Ich fühle mich zu Hause sehr wohl und genauso sollen sich auch meine Gäste in meinen vier Wänden fühlen. Essen und Trinken gehören natürlich auch dazu.
Wie kommt ein Sportler zu einer Gin-Sammlung?
Ich hatte früher eine größere Wodka-Sammlung. Die Flaschen habe ich allerdings nicht gesammelt, weil ich so gerne Wodka trinke oder weil ich mich auf meine russischen Wurzeln besinnen wollte. Ich fand die unterschiedlichen Flaschen einfach schön. Irgendwann habe ich das ganze Sammelsurium in den Keller gestellt. Gin wiederum schmeckt mir gut. Iker Romero hat mich irgendwann auf das Getränk gebracht. In einer Berliner Disco hat er mir einfach einen Gin Tonic in die Hand gedrückt. Jetzt habe ich mehrere Flaschen unterschiedlichster Geschmacksrichtungen zu Hause.
Iker Romero war damals dein Teamkollege, jetzt ist er dein Co-Trainer. Wie war euer Wiedersehen in Hannover?
Am Tag meiner Hochzeit erfuhr ich, dass in Hannover ein Trainerwechsel stattfindet und der Coach, der mit mir arbeiten wollte, weg ist.
… zunächst keine schöne Nachricht.
Meine Laune war zunächst etwas im Keller. Ich wusste nicht, wie meine sportliche Zukunft in Hannover aussieht. Einige Stunden später erfuhr ich, wer das neue Trainergespann ist. Eine bessere Konstellation konnte es für mich eigentlich nicht geben. Unser Wiedersehen war also perfekt.
„Ich möchte Menschen zu einem gesunden Leben motivieren.“
Du studierst neben deiner Profikarriere. Was möchtest du später beruflich machen?
Ich möchte Menschen zu einem gesunden Leben motivieren. Als Jugendlicher war ich zu schwer für meinen Sport, daher stellte ich meine Ernährung um und speckte während meiner Profikarriere insgesamt 16 Kilo ab. Das ist der Grund, warum ich mich für ein Studium im Fitness- und Gesundheitsmanagement entschieden habe.
Was kannst Du mit dem Studien-Abschluss anfangen?
Dann bin ich Personal-Trainer. Nach meinem Studium könnte ich aber auch ein Fitnessstudio leiten.
– Ani Bonamie
Mehr zu Evgeni gibt es auf seinem #Faces-Profil.
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