Jannik Kohlbacher
Der Durchstarter
24. August 2019
Ein Gespräch mit Jannik Kohlbacher über die richtigen Schritte, wichtige Pausen und seinen aktuellen Verein, die Rhein-Neckar Löwen.
Wo hast du deinen Sommerurlaub verbracht?
Ich war mit einer Gruppe von Freunden in Spanien.
Kann ein Urlaub mit Kumpels die absolute Erholung bringen?
Das hoffe ich sehr (lacht).
Im Sommer ist auch Dein Geburtstag. Wann hast du zuletzt eine große Party geschmissen?
Da mein Geburtstag immer in der ersten Woche der Saison-Vorbereitung liegt, ist meine letzte große Geburtstagsparty schon eine Weile her. Allerdings teile ich das Datum mit meinem Papa, der letztes Jahr 50 Jahre alt geworden ist. Das musste natürlich gebührend gefeiert werden, wenn auch nicht am gleichen Tag.
Diesmal absolvierst du die Vorbereitung mit den Rhein-Neckar Löwen. War es immer schon dein Traum, bei den Löwen zu spielen?
Ich bin in der Region aufgewachsen und als junger Spieler bekam ich auch oft die Möglichkeit, die Spiele der Profis in der Halle anzuschauen. Von meinem Heimatort bis zur Arena braucht man nur 20 Minuten. Ich kann mich noch an die polnischen Superstars auf dem Feld erinnern und selbstverständlich an Uwe Gensheimer, der auf seiner Position schon damals neue Maßstäbe setzen konnte.
Wann war dir klar, dass du auch das Zeug zum Profi hast?
Ich habe nie daran gezweifelt, dass das klappen kann. Dennoch bin ich es eher langsam angegangen und habe versucht, meinem Ziel immer näher zu kommen. Das war der richtige Weg, um sich Schritt für Schritt an die große Handballbühne zu gewöhnen.
„Als junger Spieler träumt man immer davon, mit den Besten zu spielen. Doch wie weit es tatsächlich reicht, kann man selbst nicht einschätzen.“
War für deinen heutigen Erfolg jede Station wichtig?
Das finde ich schon. Mit 16 Jahren bekam ich die Chance, in Leutershausen zu trainieren und unterschrieb dort einen Vertrag für die zweite Bundesliga. Beim TV Großwallstadt machte ich den nächsten Schritt, indem ich, teilweise als einziger Kreisläufer, unglaublich viel Spielpraxis sammeln konnte. Mit 20 Jahren war ich dann bereit für die erste Liga. In Wetzlar erreichte ich dann die nächste Stufe und schaffte es erstmals in den Kader der Deutschen Nationalmannschaft. Das war viel harte Arbeit und sicherlich auch etwas Glück. Als junger Spieler träumt man immer davon, mit den Besten zu spielen. Doch wie weit es tatsächlich reicht, kann man selbst nicht einschätzen.
Über Wetzlar ging es für dich nach Mannheim. Wie fühlt es sich an, ein Teil des Löwenrudels zu sein?
Sehr gut! Ich bin sehr offen und herzlich empfangen und aufgenommen worden. Die Löwen sind eine große Familie. Wir haben zwar unsere Saisonziele verfehlt, doch das Team ist super und das Potential ist riesengroß. Ich fühle mich in der Region sehr wohl, die Zusammenarbeit mit dem Team, angefeuert von so vielen Fans, macht mir sehr viel Spaß.
Einen Titel konntest du feiern. Du bist „Löwe der Saison“ geworden!
Den Super Cup haben wir auch gewonnen! (lacht). Das ist sicherlich nicht die Trophäe, die in der Wahrnehmung von Vielen am hellsten glänzt. Aber wenn man dort steht und die Möglichkeit bekommt, hat das Team im Vorfeld schon etwas Großes geschafft.
Geht die Öffentlichkeit ungerecht mit diesem Titel um?
Vielleicht, denn diesen Titel gibt es auch nicht geschenkt.
„Für eine Meisterschaftsparty würde ich auf mehrere Geburtstagsfeste verzichten.“
Bist du bei der Wohnungssuche in der Nähe deiner Eltern fündig geworden?
Sie leben nicht weit von mir, doch eine Wohnung habe ich in Hinblick auf die Trainingseinheiten und die Spielen lieber in Heidelberg gesucht.
Gab es jemanden im Team, mit dem du schon immer zusammenspielen wolltest?
Als Kreisläufer gibt es da nur einen Namen zu nennen, den von Andy Schmid. Ab dem Sommer kommt ein weiterer Traum-Teampartner mit Uwe Gensheimer dazu. Wir kennen uns schon aus der Nationalmannschaft, er ist der weltbeste Linksaußen und ein richtig guter Typ. Da freue ich mich schon richtig drauf.
Werden die Löwen, mit Uwe an Bord, im nächsten Jahr wieder Meister?
Das wäre schön. Selbstverständlich gehen wir wieder mit großen Zielen an den Start. Jeder möchte eine bessere Leistung zeigen, als in der vergangenen Spielzeit. Wir sind alle motiviert und geben auf jeden Fall Vollgas.
Wenn du dich zwischen Meister- und Geburtstagsparty 2020 entscheiden müsstest…
Für eine Meisterschaftsparty würde ich auf mehrere Geburtstagsfeste verzichten.
„Irgendwie müssen wir alle den Kopf frei bekommen – ich muss dazu nur meinen Kofferraum öffnen.“
Wie oft schaut die Familie bei deinen Spielen zu?
Sie sind immer dabei, wenn wir in der SAP Arena spielen. Bei den Heimspielen hat unser Team ein Kartenkontingent für die Familien und meine Verwandtschaft ist immer unter den Zuschauern. Mal sind es vier Leute, mal sind es 20 (lacht). Mein Vater reist auch gerne, um die Auswärtsspiele live zu sehen.
Dein großer Traum war die Champions League. Wie fühlt sich der Wettbewerb für dich an?
Es hat trotz der enormen zusätzlichen Belastung einen riesigen Spaß gemacht. Kurz vor dem Ende der Saison habe ich allerdings gemerkt, wie anstrengend das eigentlich ist – im Juni war es endlich Zeit für eine Pause.
Findest du neben dem Handball noch Zeit für dein Hobby, das Angeln?
Dafür nehme ich mir einfach die Zeit. Angeln kann auch die perfekte Alternative zwischen zwei Trainingseinheiten sein.
Wie muss man sich das vorstellen? Fährst du mit Ruten und Köder im Kofferraum herum und hältst an, wenn du Lust hast?
Es gibt sehr viele Formen der Angelei. Was ich aktuell gerne mache, nennt sich Spinnfischen. Das ist eine aktive Jagd auf Raubfische, für die man als Köder hauptsächlich eine Rute und Imitationen von Kleinfischen aus Plastik braucht. Die habe ich tatsächlich im Auto, um flexibel sein zu können. Irgendwie müssen wir alle den Kopf frei bekommen – ich muss dazu nur meinen Kofferraum öffnen. (lacht)
– Ani Bonamie