Kresimir Kozina
Der Trendsetter
03. Mai 2021
Kresimir Kozina zeigt sich gerade in grandioser Form. Seine Mannschaft blieb über Monate ungeschlagen, die Männer von FRISCH AUF! konnten den Vereinsrekord von 1970 bestätigen und damals wurde Göppingen immerhin Deutscher Meister. Von der Meisterschale kann der kroatische Nationalspieler aktuell zwar nur träumen, aber den europäischen Startplatz laut der aktuellen Bundesligatabelle möchte er unbedingt verteidigen.
Wir haben mit Kreso, der kürzlich wieder Vater wurde, über die aktuelle Situation gesprochen und darüber, dass während einer „Zwangspause“ doch nicht alles schlecht ist.
Text: Ani Bonamie
Ihr spielt gerade eine phänomenale Saison! Was ist mit Göppingen los?
Es läuft ganz gut für uns, kürzlich konnten wir sogar den Vereinsrekord bestätigen. Bei den letzten zwei Spielen haben wir allerdings keinen guten Tag erwischt und mussten wichtige Punkte abgeben.
Neun Siege in Serie hat der Verein zuletzt in der Spielzeit 1969/70 geschafft. Ihr könnt auf jeden Fall sehr stolz auf Euch sein!
Einen neuen Vereinsrekord aufzustellen, hätte mir allerdings noch mehr gefallen (lacht).
Lass uns noch mal über die bisherigen großen Momente der Saison sprechen! An welchen Sieg denkst du am liebsten zurück?
Das ist immer so eine Sache mit den großen Momenten auf dem Feld. Fünf Minuten nach dem Abpfiff kann man noch genau sagen, ob ein Sieg ein besonders großer Triumph oder eher Glück im Spiel war. Zwei Tage später erinnern sich die Leute bloß an die zwei Punkte. Was genau auf dem Feld passiert ist, ist dann zweitrangig. Siege gegen Spitzenteams oder im Schwaben-Derby haben dennoch für uns Spieler einen besonderen Stellenwert.
„Für unsere Fans hätte ich mir von Herzen gewünscht, dass sie bei unserer Erfolgsserie dabei sind“
Wie erlebst du als Publikumsliebling die Spiele ohne Publikum – ein Derby zum Beispiel?
Ein Derby ist und bleibt immer ein Derby. Die Emotionen bei der Begegnung gegen Stuttgart sind immer da, unabhängig von den aktuellen Tabellenplätzen, dem Austragungsort oder der Tageszeit.
Die Zuschauer sind dabei quasi die Kirsche auf der Sahnetorte. Wir haben uns zwar mit der aktuellen Situation angefreundet, doch an eine Halle ohne Zuschauer können und wollen wir uns nicht gewöhnen. Für unsere Fans hätte ich mir von Herzen gewünscht, dass sie bei unserer Erfolgsserie dabei sind und die Siege live genießen können.
Wie hältst du Kontakt zu den Fans?
In Göppingen trifft man sich auf der Straße oder man läuft sich beim Einkaufen über den Weg. Bei solchen Begegnungen kommt man hier schnell ins Gespräch. Spieler und Handballfans nehmen sich in Göppingen immer Zeit füreinander. Das war schon immer so und daran hat sich auch während der Pandemie nichts geändert – nur tragen wir alle eine Maske aktuell.
„Das war wirklich ein in jeder Hinsicht perfekter Tag.“
Seid ihr noch ein Favoritenschreck – oder ist Göppingen inzwischen der Favorit bei den Bundesliga-Begegnungen.
Gegen Kiel würde ich uns zwar nicht als Favorit bezeichnen, doch ich denke, dass inzwischen kein Gegner gerne bei uns spielt (lacht). In der Bundesliga muss man ja sowieso von der ersten Minute an bei jedem Spiel Vollgas geben, sonst hat man ein Problem. Für jeden Ausrutscher bezahlt man am Ende der Saison einen sehr hohen Preis. Vor allem die Unachtsamkeit gegen vermeintlich kleinere Gegner kostet dann einige Tabellenplätze.
Was die Tabelle betrifft, kann Göppingen nicht klagen. Schaut ihr schon genauer auf die europäischen Startplätze?
Da wir gerade auf so einem Platz sind, wollen wir ihn natürlich auch behalten. Wir wollen weiterhin auf der Erfolgswelle reiten und wenn wir unser Ding weiter konsequent durchziehen, ist Europa auf jeden Fall in greifbarer Nähe.
Nicht nur auf dem Feld läuft die Saison fantastisch für dich – am 6. März kam dein Sohn Petar auf die Welt. Am Abend habt ihr auch noch gegen die Rhein-Neckar Löwen gewonnen.
Das war wirklich ein in jeder Hinsicht perfekter Tag.
„Im Kopf bin ich oft noch ein Kind, so fühle ich mich und so spiele ich auch Handball.“
Sind beide Kinder in Göppingen auf die Welt gekommen?
Wie unser Sohn Petar ist auch unsere Tochter Magdalena hier geboren. Auch wenn meine Familie und ich irgendwann bestimmt wieder in Kroatien leben werden, wird Göppingen automatisch immer ein wichtiger Teil unseres Lebens sein.
Hatten deine Ex-Teamkollegen Petar Djordjic oder Petar Nenadic mit der Namensgebung zu tun?
Nein, aber beide haben mir geschrieben und zu dieser gelungenen Wahl gratuliert (lacht). Ich fand den Namen schon immer gut, auch die Bedeutung gefällt mir: Petar steht für das Wort Fels.
Letztes Jahr bist du 30 Jahre alt geworden. Fühlt sich das Leben jetzt plötzlich auch seriöser an?
Überhaupt nicht. Es ist nur eine Zahl, im Kopf bin ich oft noch ein Kind, so fühle ich mich und so spiele ich auch Handball.
„Die Zwangspause hat meinem Körper gutgetan.“
Die Corona-Pandemie hat auch etwas Positives für dich – schließlich bist du als bekennender Fan von Jogginghosen gerade komplett im Trend!
Ja, jetzt tragen wir alle Jogginghosen. Ich bin gespannt, ob sich die Mehrheit irgendwann wieder für Jeans begeistern kann, jetzt da wir alle die Vorteile dieses bequemen Kleidungsstücks kennen. Aber ich habe die Zeit der Zwangspause nicht nur „modisch“ ausgenutzt, auch meinem Körper hat die Erholung gutgetan. Ich konnte mich auf die aktuelle Saison mental und körperlich perfekt vorbereiten und bin immer noch in guter Form. Es war also nicht alles schlecht im letzten Jahr.
Und die Zahl deiner Jogginghosen ist bestimmt auch gewachsen.
Ich habe keine Ahnung wie viele Jogger ich inzwischen besitze. Auf jeden Fall kann ich jeden Tag in der Woche ein anderes Modell anziehen und das finde ich ziemlich gut.