Ein Start in zwei Akten
Die Kolumne von Uwe Gensheimer
aus der Handball Inside #34
23. September 2020
Als ich zum ersten Mal von dem Plan gehört habe, die Saison 2020/21 im Oktober mit Geisterspielen zu starten, konnte ich nicht wirklich verstehen, warum die Liga so vorsichtig agiert.
Die Corona-Fallzahlen sind runtergegangen und die Situation hat sich weitestgehend entspannt, warum sollten wir im Herbst dann nicht mit Zuschauern in der Halle spielen können?
Ich hatte die große Hoffnung,dass spätestens nach der Urlaubszeit wieder eine Normalität einkehren würde, stattdessen müssen wir wieder über Risikogebiete, Aerosole und die zweite Welle der Pandemie lesen. Inzwischen mussten wir alle einsehen, dass lockere Gedanken bei dem komplexen Thema Corona komplett fehl am Platz sind.
Ich befürchte, dass diese Pandemie die Gesellschaft leider noch lange beschäftigen und auch unseren Sport nachhaltig verändern wird.
Seit einigen Wochen sind alle Teams wieder in der Vorbereitung auf die Saison 2020/21 und Hygienekonzepte, Temperaturmessungen und Tests gehören aktuell zum Trainingsalltag. Auch wenn man die Infektion bereits hinter sich hatte: Wissenschaftlich ist nicht nachgewiesen, ob und wie lange eine Immunität überhaupt anhält.
So gehen wir in Mannheim, trotz der Tatsache, dass die Rhein-Neckar Löwen unter den Bundesliga-Teams der Spitzenreiter bei den Corona-
Infektionen waren und es bei uns vor Antikörpern aktuell nur so wimmeln muss, keineswegs leichtfertig mit der Situation um. Ich befürchte, dass diese Pandemie die Gesellschaft leider noch lange beschäftigen und auch unseren Sport nachhaltig verändern wird.
Keine Übungen in der Halle, keine Abstoppbewegungen, da musste man erst mal wieder seine Schulter richtig in die Gänge bekommen.
So unorthodox die Saison mit dem Abbruch der Liga zu Ende ging, so ungewöhnlich startete jetzt in zwei Akten auch die aktuelle Spielzeit. Am 20. Juli ging es zunächst für zweieinhalb Wochen wieder los und in der Zeit, wo man sich als neu formiertes Löwen-Team normalerweise mit anderen Mannschaften im Rahmen von etlichen Turnieren endlich wieder im Wettkampf messen kann, hatten wir wieder eine Woche frei. Schwitzen war also am Badesee angesagt – nicht beim Training.
So ein Neustart stellt alle Beteiligte vor eine schwierige Herausforderung. Selbstverständlich hat jeder von uns auch während des Lockdowns an seiner Athletik gearbeitet. Doch mehr als zwei Monate fehlten uns die spielerischen Belastungen. Keine Übungen in der Halle, keine Abstoppbewegungen, da musste man erst mal wieder seine Schulter richtig in die Gänge bekommen. Aber die Entscheidung für einen milden Start ist ganz im Sinne der Spieler gefallen.
Ich habe einfach so einen unglaublichen Bock auf Handball!
Niemand sollte der Versuchung erlegen, plötzlich zu übertreiben. Oft werden die Körper von Profisportlern mit einem feinmechanisch eingestellten Werkzeug verglichen, das auch nur langsam hochgefahren werden sollte, damit es richtig funktioniert.
Seit Mitte August sind wir wieder mit voller Kraft dabei. Man spürt ein richtig gutes Mannschaftsgefühl im kompletten Team und den Hunger auf die Spiele und auf den Wettkampf.
Auch ich freue mich wieder extrem auf die Spiele. Es ist aber eigentlich noch mehr: Ich habe einfach so einen unglaublichen Bock auf Handball!