Spieler von Team München im Kempa Trikot bei der LGBT Euro Handball Championship

„Wir brauchen Partner, die wichtige Statements setzen und Haltung zeigen – wie Kempa mit der Pride Kollektion“

Team München

Team München Handball hat es bei der LGBT Euro Handball Championship auf das Treppchen geschafft! Die Jungs kehrten aus Oslo mit der Bronzemedaille zurück. Wir sprachen für Kempa Stage mit David Scherz über eine in jeder Hinsicht unvergessliche Reise.

Herzlichen Glückwunsch zur Bronzemedaille! 
David: Vielen Dank!

Welchen Ehrenplatz hat sie bekommen?
David: Ich sammele alle meine Medaillen, diverse Auszeichnungen aus den Jugendjahren in Österreich bis zum Beachhandball, in einem Regal. Es sind inzwischen mehr als ein Dutzend und ich bin natürlich auf jede einzelne stolz.

Ihr habt die LGBT Euro Handball Championship in der brandneuen Pride Kollektion von Kempa gespielt. Wie fühlte sich das an?
David: Wir sind sehr stolz in unseren Kempa Trikots aufgelaufen, haben die neidischen Blicke aller Gegenspieler genossen und sind nach fast jedem Spiel auf unsere tolle Ausrüstung und den Partner angesprochen worden.

Wie viele Spiele habt ihr in Oslo insgesamt absolviert?
David: Zusammen mit der Vorrunde waren es für uns insgesamt zwölf Spiele. Nur um ein Tor haben wir bei der Qualifikation den höchsten Level verpasst, umso glücklicher waren wir am Ende über den dritten Platz, zumal wir diesmal mit viel Verletzungspech zu kämpfen hatten.

„Wir sind sehr stolz in unseren Kempa Trikots aufgelaufen, haben die neidischen Blicke aller Gegenspieler genossen.“

Drei wichtige Leistungsträger sind während des Turniers ausgefallen. 
David: Ja. Ich musste nach einer blöden Drehbewegung passen, mein Mitspieler Espen kugelte sich bei einem Wurf den Zeigefinger aus und im Anschluss hat sich auch noch unser Routinier Ralf am Daumen verletzt.

Wie viele Teams aus wie vielen Ländern waren insgesamt am Start?
David: Insgesamt 14 Teams aus Deutschland, Dänemark, Frankreich, Spanien, Ungarn, Holland und Norwegen, also insgesamt sieben Nationen. Aus Deutschland waren „Vorspiel Berlin“ und wir am Start.

Die Berliner haben euch im letzten Spiel sogar mit Manpower unterstützt. 
David: Unser Team hat Durchsetzungsvermögen bewiesen, auch als mehrere Leistungsträger ausgefallen sind. Beim letzten Spiel bekamen wir in der Tat großartige Unterstützung, ohne den Berliner Wechselspieler hätte jeder von uns komplett durchspielen müssen und wir hätten so vielleicht die Medaille verpasst. Insgesamt können wir stolz auf uns sein und eine positive sportliche Bilanz ziehen.

Leider wurden die Ergebnisse der LGBT Euro Handball Championship von einem Attentat überschattet. Ihr habt ja einiges hautnah mitbekommen?
David: Das kann man sagen. Bei unserer Abschlussveranstaltung ging plötzlich die Musik aus, die Handys unserer norwegischen Mitspieler bimmelten in einer Tour und die Nachricht von dem Attentat fegte regelrecht durch den Raum. Zu der Zeit wussten wir weder ob Bekannte unter den Opfern sind, noch ob wir mit weiteren Anschlägen rechnen müssen. Eine grausame Situation, keiner von uns konnte mit so einem Hass-Anschlag gegen unsere Community rechnen.

„Solange unsere Community mit Ausgrenzung kämpft, solange Pride-Paraden, wie in Istanbul, verboten werden, muss unsere Community auch politisch aktiv bleiben.“

Am Sonntag hätte Oslo Pride stattfinden sollen, die Veranstaltung wurde allerdings abgesagt. Das richtige Zeichen?
David: Diese Entscheidung haben wir kontrovers diskutiert. Es gibt zwei Betrachtungsweisen. Natürlich kann man auch den Standpunkt vertreten, sich nicht von der Tragödie abschrecken zu lassen und die Veranstaltung nach dem Motto „jetzt erst recht“ abhalten. Allerdings gab es eine Warnung von den Sicherheitsbehörden, die uns nicht versichern konnten, dass es sich um die grausame Aktion eines Einzeltäters handelt. Die Pride unter diesen Bedingungen abzuhalten, wäre fahrlässig gewesen. Die Absage war die einzig vernünftige Entscheidung. Wir haben uns dennoch zu einer friedlichen Demonstration versammelt und dabei der Opfer des Anschlags gedacht.

Braucht LGBTQ+ immer noch Proteste?
David: Ja! Zeig mir ein Land, wo ein heterosexueller Mensch diskriminiert wird. Solange unsere Community mit Ausgrenzung kämpft, solange Pride-Paraden, wie in Istanbul, verboten werden, muss unsere Community auch politisch aktiv bleiben und wir brauchen Partner, die wichtige Statements setzen und eindrucksvoll Haltung zeigen – wie Kempa mit der Pride Kollektion.

Lass uns zum Schluss über eine tolle Nachricht sprechen: Die LGBT Euro Handball Championship 2024 findet in Deutschland statt.
David: Wir konnten uns gegen Paris durchsetzen und es ist uns gelungen, die Veranstaltung nach 20 Jahren als Highlight des Sommersportfestivals 2024 nach München zu holen, denn zuletzt wurde dieser Event hier 2004 ausgetragen. Bis dahin kommt zwar eine Menge Arbeit auf uns zu, aber wir freuen uns jetzt schon auf die Rolle des Gastgebers.

… und auf den sportlichen Heimvorteil, nehme ich an.
David: Natürlich.

Ani Bonamie