Marius Steinhauser:
Der Rekordmeister von der Förde
Ein Gespräch mit Marius Steinhauser über seine Aufgaben als Bierwart, über Plattdeutsch als Fremdsprache und über das Wetter im Norden.
Wenn man in der Kabine nicht Deutsch spricht, muss man in Flensburg in die Mannschaftskasse zahlen. Einige Kollegen sagen, sie verstehen dich nicht immer. Klingelt die Kasse auch bei einem ausgeprägten Dialekt?
Am Anfang haben mich viele Spieler schräg angeschaut, wenn ich in meinen Dialekt verfallen bin. In Heidelberg musste ich mich nie erklären, das ist im Norden etwas anders. Doch in die Kasse musste ich noch nie einzahlen.
Welche Mundart verstehst du selbst am wenigsten?
Plattdeutsch finde ich am kompliziertesten. Es sind nicht nur die Wörter, es ist oft die Ausdrucksweise. Das Problem habe ich aber nicht allein. Meine Freundin hat bei der Arbeit ein Platt-Wörterbuch für Anfänger bekommen.
Männer im Allgemeinen sollen am Tag mit 2.000 Wörtern auskommen, Frauen brauchen 7.000. Du sollst das Doppelte davon benötigen. Stimmt das?
Das stimmt. Es war aber schon immer so. Ich mag es, mit Menschen zu kommunizieren und will immer etwas über sie erfahren. Geselligkeit finde ich gut! Und wenn ich jemanden mag, dann rede ich, und rede und rede…
„Es sind nicht nur die Wörter, es ist oft die Ausdrucksweise.“
Es heißt, du würdest oft in einem Satz Frage und Antwort gleichzeitig liefern. Wie geht das?
Ich kann mich an solche Situationen erinnern, könnte aber so einen Satz schwer wiedergeben. Manchmal spreche ich, bevor ich über etwas nachgedacht habe und während des Satzes fällt mir dann die Antwort auf die von mir gestellte Frage auch ein.
Junge SG Spieler wohnen traditionell in Flensburg, Handballer mit Familie in Handewitt. Was hat dich nach Harrislee verschlagen?
Ich persönlich komme aus einem Ort mit 12.000 Einwohnern. Meine Freundin und ich wohnen gerne auf dem Land. Harrislee hat einen besonderen Charme und hat uns auf den ersten Blick überzeugt. Das erste Haus, das wir gesehen haben, haben wir auch bezogen.
Bekommst du oft Besuch?
Ja, wir haben oft ein volles Haus. Das Wetter im Norden war in dem Sommer auch ausnahmsweise phänomenal, jeder wollte an die Ostsee.
Es war tatsächlich ein Jahrhundertsommer. Doch wie kommst du mit dem Wetter im Norden grundsätzlich klar?
Flensburg hat mich klischeehaft begrüßt: bereits bei meinem Umzug bekam ich einen ersten Regenschauer ins Gesicht. Mein erster Sommer hier mit meteorologisch gesehen zwei Sommertagen und der Winter danach hat mich ernsthaft an die Grenzen gebracht. Teilweise habe ich mich geweigert, das Haus zu verlassen.
„Der Hut ist etwas für die ganz besonderen Momente.“
Hast du schon einen Friesen-Nerz?
Einen was bitte?
Eine blau gefütterte gelbe Allwetter-Regenjacke?
So eine Jacke habe ich von meinen Geschwistern als Abschied aus der Heimat bekommen und ich ziehe sie wirklich an, wenn ich beim Regen mit dem Hund rausgehe.
Windschutz oder Mode? Kannst du uns den Hut erklären, den du oft trägst?
Der Hut ist etwas für die ganz besonderen Momente. Ich trage ihn gerne auf Meisterschaftsfeiern zum Beispiel. Das erste Mal hatte ich ihn bei der Silvesterparty von Uwe Gensheimer auf – das war im Jahr 2015. Den Hut trug ich aber auch, als ich um die Hand meiner Freundin angehalten habe.
Wann ist die Hochzeit?
Im Januar haben wir hier im Norden standesamtlich geheiratet und im Sommer folgt die kirchliche Trauung in der Heimat mit genau 100 Gästen.
Aus wie vielen Ländern kommen die Gäste?
Aus Deutschland, aus Mazedonien, aus Island, aus Frankreich und aus Spanien… es wird bunt.
„Ich finde, dass Isländer und Dänen beim Feiern nicht zu toppen sind.“
Du bist einer der erfolgreichsten Spieler der SG. Was war der Unterschied zwischen der ersten, der zweiten und der dritten Meisterschaft?
Die erste Meisterschaft 2016 war einfach geil. Die ganze Mannschaft wird es nie vergessen. Die Zeit des Genießens war allerdings zu kurz. Zu der zweiten Meisterschaft konnte ich persönlich wesentlich mehr beitragen, da ich während der Saison mehr Spielzeiten bekam. Verbunden mit meinem Abschied von den Rhein-Neckar Löwen war für mich dieser Titel an Emotionalität kaum zu übertreffen. Die Meisterschaft 2018 war wiederum ein Befreiungsschlag für die ganze Region. Wir können diese Schale in Flensburg nicht hoch genug hängen.
Welche Nationalität gibt auf der Bühne am meisten Gas?
Ich finde, dass Isländer und Dänen beim Feiern nicht zu toppen sind. Es ist unfassbar!
Neben der Deutschen Meisterschaft konntest du auch einen großen persönlichen Erfolg feiern: Du bist zum Musikwart aufgestiegen.
Ich bin überglücklich, dass ich meine Aufgaben wechseln konnte! Früher war ich Bierwart. Das war aber noch nicht das Problem. Mein Amt beinhaltete auch die Verantwortung über eine besondere Sorte dänischen Kakao und über jede Menge Obst. Das mit dem Obst hat mir dabei fast das Genick gebrochen (lacht). Unser Kapitän wollte immer bei den Video-Besprechungen Banane und Co., doch gegessen wurde das nicht wirklich. Am Ende habe ich alles mit nach Hause genommen und selbst gegessen.
Deine letzte Handlung als Bierwart?
Ich habe meinen Teamkollegen auf der Meisterfeier Bier serviert. Als Tablett diente dabei die Meisterschale.
Was möchtest du aus Flensburg – neben zahlreichen Titeln – noch mitnehmen?
Ich will hier unbedingt einen Bootsführerschein machen!
– Ani Bonamie
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