Freundschaft & Rivalität
Uwe Gensheimer trifft! JANNIK KOHLBACHER
Aus der Handball Inside #62 2/2025
Wenn man über viele Jahre hinweg gemeinsam trainiert, schwitzt und unzählige Stunden im Bus verbringt, um Seite an Seite in entscheidende Schlachten zu ziehen, dabei einzigartige Momente teilt und manchmal unglückliche Niederlagen hinnehmen muss, entstehen oft die wertvollsten Freundschaften zwischen Teamkollegen.
Doch was geschieht, wenn man die Mannschaft verlässt? Oder wenn der beste Freund beim großen Rivalen anheuert und dir plötzlich auf dem Spielfeld gegenübersteht? Pausiert dann die Verbundenheit? Während meiner Zeit in Paris ergab sich glücklicherweise nie die Gelegenheit, gegen die Löwen anzutreten. Vor dem Gedanken, als Gegner in die SAP Arena einzulaufen, hatte ich Respekt, denn ich fühle eine tiefe Verbundenheit mit den Menschen hier. Gegen Kollegen aus der Nationalmannschaft, wie Steffen Weinhold oder Martin Strobel, zu spielen, fand ich auch speziell – denn in den 60 Minuten auf dem Feld mussten alle Sympathien gegenseitig auf null gesetzt werden.
„Vor dem Gedanken, als Gegner in die SAP Arena einzulaufen, hatte ich Respekt, denn ich fühle eine tiefe Verbundenheit mit den Menschen hier.“
Einer, der bald wieder vor einer solch brisanten Situation steht, ist Jannik Kohlbacher, der im Halbfinale des Lidl Final4 auf seinen besten Freund Andi Wolff treffen wird. Ich wollte von ihm wissen, wie er mit dieser besonderen Herausforderung umgeht. Die Begegnungen mit und gegen Andi werden eigentlich erst im Nachgang richtig anstrengend, wenn wir uns die Fehlwürfe und die nicht gehaltenen Bälle gegenseitig vorrechnen. Bei Sätzen, wie „Du hast nur zwei gehalten, Du Gurke“, schwingen immer zehn Prozent Schadenfreude und 90 Prozent Spaß mit. Positionsbedingt kommt es ja auch immer wieder zu direkten Duellen mit meinem ältesten Weggefährten, und dann spielen wir gerne das Spiel: „ich weiß, was du weißt, das ich weiß“. Andis Bewegungen im Tor kenne ich genauso gut, wie er meine bevorzugten Würfe. Nicht selten grinsen wir uns kurz während des Matches an, denn kleine Triumphe gehören zu diesem persönlichen Scharmützel auch immer dazu.
„Andis Bewegungen im Tor kenne ich genauso gut, wie er meine bevorzugten Würfe.“
Grundsätzlich spiele ich gerne gegen Freunde. Glücklicherweise sind die Zeiten der versteckten Fouls im modernen Handball vorbei. Egal, wie intensiv das Spiel verlaufen ist, nach 60 Minuten ist immer alles wieder in Ordnung. Der Spagat zwischen dem rauen Umgang während des Spiels und dem freundlichen Handschlag am Ende macht für mich auch den Reiz des Handballs aus. Nach Köln reise ich mit der doppelten Motivation: Ich will im Halbfinale das interne Duell mit Andi gewinnen und nach dem Endspiel den DHB-Pokal in die Höhe halten!
Zita Newerla
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