Ich bin zurück!

Die Kolumne von Uwe Gensheimer

aus der Handball Inside #56

02. April 2024

Die Reha ist vorbei und ich spiele endlich wieder Handball! Natürlich war ich in den vergange- nen acht Monaten nie ganz weg von der Mannschaft. Sobald ich nach der Verletzung ohne Unterstützung sicher laufen konnte, war ich mit den Jungs im Training und habe vorsichtig nor- male Bewegungsabläufe wie Antritte, Würfe und Richtungswechsel geübt.

Doch die erste komplette Handball-Trainingseinheit nach so einer langen Zwangspause zusammen mit der Mannschaft mitzumachen, ist etwas ganz anderes. Das erste Training ist Adrenalin pur! So eine Rückkehr ist, wie einen gewaltigen Berg zu erklimmen. Im Normalfall nähert man sich Schritt für Schritt seinem Ziel und kommt täglich ein Stück voran. Allerdings kann man dabei manchmal auch grad mal nicht so große Sprünge machen und dann braucht es etwas Geduld. Und auch am Tag deines Comebacks bist du logischerweise noch nicht ganz oben an der Spitze angekommen. So bin ich sicherlich jetzt noch etwas von meinem gewohnten Leistungsniveau entfernt, habe das Gefühl, nach mehreren Tempogegenstößen dringend ein Sauerstoffzelt zu benötigen, aber ich bin zurück im Spiel und ich bin wieder Feuer und Flamme.

„So eine Rückkehr ist, wie einen gewaltigen Berg zu erklimmen.“

Endlich wieder richtig Handball spielen zu können, das hat mir gefehlt und macht viel Spaß und Lust auf die Liga. Nur in der Sperre gegen Kohli zu kämpfen, war und ist nach wie vor eine gewaltige Herausforderung. Aber das muss ich glücklicherweise nur im Training. Natürlich bin ich sehr stolz, diesen langen, steinigen Weg geschafft zu haben, aber unter das Hochgefühl des Comebacks mischt sich nun langsam auch schon ein bisschen Wehmut. Beim ausverkauften Heimspiel gegen Flensburg wurde mir erstmals so richtig bewusst, dass ich diese Anspannung, den Kampf und die hitzige Atmosphäre als Spieler nicht mehr allzu oft erleben werde. Im Sommer ist tatsächlich Schluss.

 „Natürlich bin ich sehr stolz, diesen langen, steinigen Weg geschafft zu haben, aber unter das Hochgefühl des Comebacks mischt sich nun langsam auch schon ein bisschen Wehmut.“

Bevor der Trübsinn aber meine Lau- ne runterziehen konnte, habe ich mir in dem Moment fest vorgenommen, alle Spiele und jedes weitere Highlight bis zum Bundesliga-Finale richtig auszu- kosten und zu genießen, so dass ich mich mit Spaß vom Team, dem Mannschaftsumfeld und den Fans verabschieden kann. Wie emotional so ein Ab- schied sein kann, habe ich kürzlich bei meinem Freund Andy Schmid erlebt. Zu- sammen mit Patrick Groe- tzki überraschte ich ihn bei seinem letzten Heimspiel in Luzern, ein würdiger und fantastischer Rahmen für das Ende seiner Karriere, da blieb kein Auge trocken. Selbstverständlich denkt man dabei auch an seine eigene Situation und daran, dass mein letztes Heimspiel mit den Löwen nur noch ein paar Wochen hin ist. Noch ist diese Vorstellung etwas surreal – aber der Club plant für mich auch ein Abschiedsspiel, und spätestens, wenn Andy Schmid dann wieder in kurzen Hosen neben mir steht, werde ich realisieren müssen, dass auch in meinem Leben bald ein vollkommen neues Kapitel beginnt.

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