Und weiter geht’s

Die Kolumne von Uwe Gensheimer

aus der Handball Inside #37
(erscheint am 9. Februar 2021)

7. Februar 2021

Als Kapitän führte Uwe Gensheimer die deutsche Nationalmannschaft zur WM 2021 nach Ägypten. Leider konnte das Team dieses Mal nicht für eine Überraschung sorgen. Es waren jedoch ganz bestimmt nicht alle Dinge negativ. Uwe erzählt uns von seinem Fazit der WM.

Ich habe mich bereits sehr auf das Wiedersehen mit meiner Familie gefreut, als unsere Maschine aus Kairo an diesem Dienstagabend Ende Januar am Kölner Flughafen landete. Meine Frau Sandra hat mir erzählt wie unser Sohn Matti jedes Mal laut „Papa, Papa“ ruft, wenn er mich im Fernsehen auf dem Spielfeld oder in Interviews sieht. Endlich hatten wir uns wieder und es gab jetzt viel nachzuholen. Vier Wochen sind wirklich eine lange Zeit im Leben einer Familie.

„Im Ergebnis mussten wir ohne den erhofften großen Erfolg nach Deutschland zurückkehren, in der Gesamtbetrachtung sollten aber die positiven Kriterien nicht fehlen“

Die Bilanz der Weltmeisterschaft in Ägypten fällt sehr unterschiedlich aus, so wie auch die Schlagzeilen rund um den Auftritt unserer Nationalmannschaft bei diesem Turnier. Im Ergebnis mussten wir ohne den erhofften großen Erfolg nach Deutschland zurückkehren, in der Gesamtbetrachtung sollten aber die positiven Kriterien nicht fehlen. Jogi Bitter gehörte zu den besten Keepern des Turniers, Philipp Weber und Kai Häfner beispielsweise konnten viele gute Akzente setzen und wir haben im Angriffsspiel große Schritte nach vorne gemacht.

„Sicherlich fehlte uns an manchen Stellen einfach auch das viel zitierte Quäntchen Glück und so blieben wir leider am Ende hinter unseren eigenen Erwartungen zurück.“

In den letzten Jahren brauchten wir uns nie viele Gedanken über die Abwehr machen, schließlich war das immer eine sichere Bank. Daher lag der Fokus in der kurzen Vorbereitungszeit auf dem klaren Herausspielen von Chancen, auch wenn im Nachhinein unsere Chancenverwertung sicherlich weiterer Verbesserung bedarf. In den Spielen gegen das ambitionierte Team aus Ungarn und auch gegen die starken Spanier, die unbedingt wieder Weltmeister werden wollten, konnten wir bereits einiges gut umsetzen und das mit viel Selbstvertrauen. Sicherlich fehlte uns an manchen Stellen einfach auch das viel zitierte Quäntchen Glück und so blieben wir leider am Ende hinter unseren eigenen Erwartungen zurück.

„Zu keiner Zeit haben wir uns bei dem Turnier unsicher gefühlt, der Ablauf der täglichen Testungen und auch die Bubble im Allgemeinen funktionierten reibungslos.“

Positiv betrachtet, war das Turnier dennoch für uns hilfreich, denn wir nehmen aus Ägypten viele wertvolle Erkenntnisse für die anstehenden Spiele zur Olympia-Qualifikation im März mit. Bei jeder Weltmeisterschaft werden neue Helden geboren – mal ist es ein Torwart, der sein Tor einfach vernagelt, oft ein treffsicherer Schütze und manchmal der, der mit seinem spektakulären Wurf den Sieg in letzter Minute festhält und so für immer bei den Zuschauern und Mitspielern in der Erinnerung bleibt. 2021 hat uns alle Gauthier Mvumbi aus Kongo begeistert. Sein Spiel ist wirklich außergewöhnlich, er hat der ganzen Handballwelt eindrucksvoll gezeigt, dass unser Sport in jeder Gewichtsklasse funktionieren kann, wenn man mit seinem Herzen dabei ist. Die Sperre von Mvumbi am Kreis war in der Gruppe D gefürchtet und als Topscorer für sein Team wurde er zu Recht sogar zweimal zum Spieler des Spiels gewählt. Und das Wichtigste: Mvumbi hat mit seiner Art, Handball zu spielen, weltweit viele Sympathiepunkte für unseren Sport sammeln können.

Und auch der größte Wunsch für diese WM abseits des Sports ging in Erfüllung: Alle Spieler sind gesund nach Deutschland zurückgekehrt. Zu keiner Zeit haben wir uns bei dem Turnier unsicher gefühlt, der Ablauf der täglichen Testungen und auch die Bubble im Allgemeinen funktionierten reibungslos. Die großen Sorgen der Bundesligaclubs bezüglich Corona haben sich glücklicherweise nicht bestätigt und jetzt können wir uns alle auf eine erfolgreiche Rückrunde mit dem vollen Terminkalender vorbereiten.

Schlag auf Schlag geht’s weiter

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