Überraschung!

Die Kolumne von Uwe Gensheimer

aus der Handball Inside #53

10. Oktober 2023

Sich auf den Meisterfavoriten festzulegen, ist noch nahezu unmöglich. Aber nach sieben, acht Spieltagen steht eine Tendenz schon fest: Die Meisterschaft wird wieder wahnsinnig spannend!

Das erste Aufeinandertreffen der Favoriten, wie Magdeburg gegen Kiel, das Nordderby, aber auch das Spiel Berlin gegen Hannover, lieferten uns allen bereits eine Kostprobe davon, wie hart und steinig der Weg bis zur begehrten Schale ist. Viele der Top-Teams mussten überraschenderweise schon sehr früh in der Saison wichtige Punkte abgeben, so wird es natürlich noch interessanter. In der stärksten Liga der Welt kann eben keine Mannschaft absolut siegessicher sein – kein Altmeister, kein Rekordmeister und auch sonst kein Meisterschaftsfavorit. Im Herbst starten dann parallel auch noch die Europapokal-Spiele. Hier muss man schnell seinen Rhythmus finden. Es wird spannend zu beobachten sein, wie die Clubs, die international spielen, diese Belastung verkraften und damit umgehen; wenn sie zweimal in der Woche gegen Gegner antreten, die wesentlich erholter sind, weil sie diese Strapazen nicht haben.

„Es wird spannend zu beobachten sein, wie die Clubs, die international spielen, diese Belastung verkraften und damit umgehen.“

Die absolute Überraschungsmannschaft der aktuellen Saison ist für mich allerdings die MT Melsungen. Ehrlich gesagt denke ich nicht, dass im Sommer irgendjemand auf den aktuellen Tabellenstand getippt hätte. Dass Melsungen so gut in die Spielzeit startet, hat allerdings nicht nur mit Glück zu tun. Die Kasseler konnten mit Erik Balenciaga und Dainis Kristopans zwei Spieler verpflichten, die perfekt in das System von Coach Parrondo passen. Der Unterschied zu früher ist deutlich sichtbar, die Spielzüge sitzen perfekt und generell ist das Spiel-Tempo der MT beeindruckend. Der Knoten scheint endlich geplatzt zu sein! Komplett durch die Liga marschieren wird man sicherlich nicht können. Aber die enorme Spieldichte der Mitfavoriten bietet natürlich im weiteren Verlauf der Saison einen entscheidenden Vorteil.

 „Leider muss ich die Spiele meiner Löwen immer noch von der Tribüne anschauen.“

Und auch die beiden Aufsteiger geben gleich Vollgas. Dass diese Teams mit einer Mega-Euphorie ins Oberhaus kommen, war klar. Aber das bedeutet ja nicht automatisch, dass die Begeisterung solche Früchte trägt. Ich hätte nicht gedacht, dass Eisenach wie auch Balingen jetzt schon so viele Punkte sammeln und mit beiden Beinen fest in der Liga stehen. Besonders der ThSV Eisenach hat sich als unangenehmer Gegner herauskristallisiert. Das spezielle und offensive Deckungssystem verunsichert regelrecht alteingesessene Erstligisten, und bringt so manchen aus dem Konzept, der in diesen Situationen nicht so cool bleiben kann. Schnell hat sich das ostdeutsche Team so den Stempel Favoritenschreck erarbeitet. Auch wir sind ganz gut in die Saison gekommen. Leider muss ich die Spiele meiner Löwen immer noch von der Tribüne anschauen. Ich bin mitten in der Reha und im Team auch nicht der Einzige, der an einer Verletzung laboriert. Das ist auch der Grund, warum bei uns jetzt einige Spieler plötzlich eine Verantwortung übernehmen müssen, die zu dem Zeitpunkt ihrer Karriere so noch nicht vorhergesehen war. Aber auch wenn unser Team noch nicht auf dem Stand ist, auf dem wir letztes Jahr um die Zeit waren, auch wir wollen oben mitmischen!

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